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Jedem Meister seine Eiche

Seit vielen Jahren führt der ELBCAMPUS Meistervorbereitungskurse im Tischlerhandwerk durch, um Gesellen fit für die Meisterprüfung zu machen.

Aike Drephal im Holzlager
Aike Drephal im Holzlager

Seit vielen Jahren führt der ELBCAMPUS Meistervorbereitungskurse im Tischlerhandwerk durch, um Gesellen fit für die Meisterprüfung zu machen. Die Kurse finden in den Räumen der Tischler-Innung Hamburg im Stadtteil Tonndorf statt. Seit 2018 ist Aike Drephal (42) hier als Bildungsmanager für die Kursorganisation mit Planung der Unterrichtseinheiten und Dozenten zuständig und hat die ersten Meisterklassen durch die Prüfungen begleitet. Im Jahr 2013 hatte er selbst seine Meisterprüfung am ELBCAMPUS bestanden und ist seitdem auch als Dozent für das Tischlerhandwerk tätig.

Herr Drephal, die ersten beiden Jahre als Bildungsmanager liegen nun hinter Ihnen. Wie war‘s?

Aike Drephal: „Die ersten zwei Jahre waren sehr intensiv. Durch regen Austausch mit den Teilnehmern konnte ich viele Ideen für die Zukunft mitnehmen und bereits einige Planungsabläufe neugestalten. Eine besondere Herausforderung kam mit Corona, als vieles durcheinandergewirbelt wurde, da es ab März 2020 vorübergehend keine Präsenzveranstaltungen geben konnte. Die Abläufe innerhalb der Kurse haben wir dann angepasst und teilweise umgestellt.“

Von 2003 bis 2012 waren Sie als Schreiner in München tätig und hatten dort Ihre eigene Werkstatt. Welchen Einfluss hat diese Phase auf Ihre jetzige Aufgabe als Bildungsmanager in Hamburg?

Aike Drephal: „Eine Idee, die ich aus diesen Zeiten mitgebracht habe, ist das sogenannte „Stuhlprojekt“. Meine Vorbilder hierfür waren die Münchner und Garmisch-Partenkirchener Meisterschulen. Gemeinsam planen und entwerfen die Kursteilnehmer einen Stuhl, den sie schließlich auch als fertiges Produkt umsetzen müssen. Dieses Projekt ist eine perfekte Vorbereitung auf das spätere Meisterstück. Es durchzieht den Kurs in den einzelnen Etappen. Diese sind Arbeitsvorbereitung, konstruktives Zeichnen, Vorbereitung für die CNC-Fräse, Formenbau, Formverleimung und die Oberflächenbearbeitung bis hin zum fertigen Produkt.“

 

Welche Eigenschaften sollte man für den Beruf des Tischlers und für eine Meisterausbildung mitbringen?

Aike Drephal: „Grundsätzlich sollte man eine Vision vom späteren Beruf haben und wissen, wo man als Meister einmal hinmöchte. Nicht ganz unwichtig sind außerdem Geduld, räumliches Verständnis, Kreativität, Freude am Kundenkontakt und natürlich Spaß daran, mit den Händen zu arbeiten. Als Meister muss man fit sein in rechtlichen Dingen, um Projekte so durchplanen zu können, dass diese fachlich und sachlich korrekt sind. Dazu gehört u. a. Knowhow auf den Fachgebieten Kalkulation, VOB Recht (Vergabe öffentlicher Aufträge), Stilkunde und Projektmanagement. Die Orientierung unserer Kurse liegt auf der beruflichen Zukunft der Teilnehmer. Neben der Gestaltung und Konstruktion von Möbeln sollen sie auch dazu befähigt werden, später einmal erfolgreich ein eigenes Unternehmen zu führen.“

Das Meisterstück ist für jeden Kursteilnehmer etwas ganz Besonderes. Wie lange hat man dafür eigentlich Zeit und wo können die Meisterstücke anschließend bewundert werden?

Aike Drephal: „Für die Anfertigung des Meisterstückes haben die Teilnehmer 180 Stunden Zeit. Geplant werden sie in fortlaufender Absprache mit den Dozenten. Schließlich werden die Meisterstücke in den Räumlichkeiten des ELBCAMPUS gezeigt. Zur Ausstellung kommen dann nicht nur die Meisterschüler und deren Familien. Auch das öffentliche Publikum darf die schönen Stücke anschauen. Es kommt sogar vor, dass dabei schon Kontakte für spätere Projekte geknüpft werden. Und manche Meisterstücke sind auch von Kunden in Auftrag gegebene Projekte.“

Die Meisterprüfung ist bestanden. Wie geht es nun für die frisch gebackenen Tischlermeister weiter und wie sieht der Alltag danach aus?

Aike Drephal: „Meister werden derzeit überall gesucht. Zum einen, um generell die Anforderungen des Marktes abzudecken und zum anderen, um Betriebe zu übernehmen. Vom ersten Kundenkontakt bis zur Auslieferung beim Kunden ist der Meister gefragt. Der Wunsch fast aller Tischlermeister ist es, selbst kreativ tätig zu werden und eigene Möbel zu bauen. Im Alltag geht es oftmals auch darum, „Meter zu machen“. Das bedeutet vor allem schleifen, hobeln, lackieren. Der Beruf eines Tischlers ist sehr abwechslungsreich. Es gibt sowohl Tage auf der Baustelle als auch individuelle Kundenaufträge, zum Beispiel zum Bau eines Möbels in der Werkstatt.“

 

Haben Sie noch einen Rat, den Sie den jungen Meistern mit auf den Weg geben möchten?

Aike Drephal: „Gerade zu Beginn der Karriere ist es wichtig Projekte auszuwählen, die einen beruflich weiterbringen. Das können Projekte sein, die mit großer Wahrscheinlichkeit Folgeaufträge nach sich ziehen, z. B. durch Mundpropaganda oder einfach dadurch, dass der Auftraggeber weitere Möbel wünscht. Sehr nützlich ist es auch, eine eigene Website ins Leben zu rufen. Ob und wie man seine Möbel auf Social Media Plattformen präsentieren sollte, muss jeder für sich selbst entscheiden. Man darf nie vergessen, dass auch die Konkurrenz dort unterwegs ist und Ausschau nach neuen Entwürfen hält. Zu guter Letzt sage ich immer: „Wer schreibt, der bleibt“. Es ist wichtig, selbst kleine Details in einem Auftrag schriftlich festzuhalten. So sind Betrieb und Kunde auf der sicheren Seite, sollte es einmal zu Unstimmigkeiten kommen.“

Im Büro von Aike Drephal kommt dann noch ein ganz besonderes Stück zum Vorschein: Zwischen zahlreichen Fachbüchern steht ein Blumentopf mit einer 15 cm kleinen Eiche. Auf die Frage, was es damit auf sich hätte, erklärt er: „Zu Beginn eines Kurses sammle ich im Wald Eicheln und pflanze für jeden Kursteilnehmer eine ein. Genau wie die Meisterschüler wachsen die kleinen Eichen von Tag zu Tag und müssen schon in jungen Jahren so manchen Sturm überstehen. Wenn die Teilnehmer dann schließlich ihren Meistertitel in der Tasche haben, bekommt jeder seine kleine Eiche im Blumentopf mit auf den Weg. Irgendwann werden diese Eichen stark genug sein und selbst einmal Früchte tragen. Genauso wie die jungen Meister. Auch sie werden an ihren Aufgaben wachsen. Schon bald werden sie ihre Erfahrungen an die nächste Generation weitergeben können. Wenn die Tischlermeister älter werden, werden sie sich vielleicht einmal ein schattiges Plätzchen unter ihrer Eiche von damals suchen und sich an all die vielen Wege ihres Lebens als Tischler erinnern.

Natürlich steht die Eiche auch als Sinnbild für unser wichtigstes Material, das Holz. Wir sollten immer daran denken, dass es zwar nicht schwer ist, einen Baum zu fällen, aber es noch viel einfacher ist, einen Baum zu pflanzen.“

Herr Drephal, vielen Dank für dieses Gespräch!

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