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Azubis gesucht: Wie man die Gen Z fürs Handwerk begeistert

Fehlender Nachwuchs sorgt viele Betriebe. Die Hamburger Firma Kliewe dagegen hat die Wende geschafft: Sie überzeugt Bewerber – auch, weil sie ihre Ausbilder speziell schulen lässt.

3 Azubis führen ein Gespräch in einer Werkstatt

Das Ziel ist klar – und ehrgeizig: 15 Auszubildende will die Firma Kliewe jedes Jahr einstellen. Denn in dem Hamburger Betrieb steht ein tiefgreifender Generationenwechsel an: 100 der insgesamt 450 Mitarbeitenden werden den Spezialisten für Rohr- und Apparatebau bis zum Jahr 2030 verlassen, weil sie in Rente gehen. Deshalb hofft das Unternehmen auf zahlreiche Bewerbungen. Doch die blieben zunächst aus – ein Problem, das viele Handwerksbetriebe kennen. „Noch vor einigen Jahren meldeten sich zu wenig junge Leute bei uns oder solche, deren Qualifikationen nicht zu uns passen“, erklärt Catherine Weller, Teamleiterin Personal bei der Kliewe GmbH. Sie hat deshalb eine ehrgeizige Azubi-Kampagne gestartet, die sich nicht nur an den Nachwuchs – sondern auch an die eigenen Ausbildenden richtet. Denn Catherine Weller ist überzeugt: Wer heutige Schulabgängerinnen und Schulabgänger für sich gewinnen will, muss deren Wünsche und Sorgen ernst nehmen. 

Gen Z: Was Ausbildende wissen müssen

Dabei hilft auch das Schulungsangebot des ELBCAMPUS. Im Frühjahr konzipierte das Bildungszentrum für die Ausbildungsmentorinnen und -mentoren von Kliewe einen Workshop, der speziell auf ihre Fragen ausgerichtet wurde. Wie sollen Gesellen zum Beispiel reagieren, wenn Azubis immer wieder zu spät zur Arbeit erscheinen? Wenn der Nachwuchs mit Lernproblemen kämpft? Oder er ältere Kollegen mit „Digga“ anspricht? Dieser gemeinsame Erfahrungsaustausch sorgte im Workshop für einen wichtigen Aha-Moment unter den Teilnehmenden, sagt Catherine Weller: Wir alle kämpfen mit ganz ähnlichen Problemen! Zusätzlich lieferte Workshop-Leiterin Jade Schmidt wichtige Infos über die Berufsanfängerinnen und -anfänger, allesamt Angehörige der so genannten Generation Z. Die gilt als besonders anspruchsvoll – und schwer zu motivieren.


„Auch bei Kliewe kennen wir einige Eigenheiten der heutigen Azubis: die Dauerpräsenz des Handys zum Beispiel oder die kürzere Aufmerksamkeitsspanne – aber wir wissen mittlerweile, wie wir damit umgehen“, erklärt Catherine Weller. Über angemessene Kommunikation und Kleidung etwa informiert der Anlagenbauer seine Azubis mittlerweile in einem Willkommensbrief. Die Einführungswoche wiederum wurde von theoretischem Ballast befreit. Stattdessen legt der Nachwuchs so früh wie möglich mit der praktischen Arbeit los. „So können wir direkt zeigen, was uns und unser Handwerk ausmacht – ohne unsere Azubis zu langweilen“, sagt Catherine Weller.

Azubis fördern: Am besten individuell

Seit acht Jahren ist Catherine Weller bei Kliewe zuständig für den Nachwuchs. Und findet es „wenig hilfreich“, eine ganze Generation als wählerisch abzustempeln. Schließlich sei es eine Tatsache, dass junge Menschen heute viel freier über ihre berufliche Zukunft entscheiden könnten, denn durch die demografische Entwicklung gebe es für sie eher ein Überangebot an Möglichkeiten. Als Arbeitgeber müsse man da attraktiv bleiben. Catherine Weller hat dafür eine ganze Reihe von Aktivitäten gestartet: So ist Kliewe zum Beispiel auf mehreren Social Media-Kanälen aktiv, kooperiert eng mit benachbarten Schulen und bietet zudem auch den „Azubi-Bonus“ – wer besonders motiviert und zuverlässig arbeitet, verdient damit bis zu 300 Euro mehr im Monat. Bei Bedarf organisiert Catherine Weller auch Nachhilfestunden, etwa in Mathematik, und achtet außerdem darauf, dass Azubis bei Bauleiterinnen und Bauleitern lernen, die gut zu ihnen passen. 

Dieser Aufwand habe manche im Kollegenkreis anfangs womöglich verwundert, räumt die Personalfachfrau ein. Doch heute gibt der Erfolg ihr recht: Mittlerweile kann Kliewe seine Azubi-Jahrgänge voll besetzen und die Fehlzeiten unter den Lehrlingen sinken. Auch die Ausbildenden sind zufrieden: Sie wissen mittlerweile genau, welche Fragen und Sorgen die Jugendlichen bisweilen mit in die Werkstatt bringen – und können deshalb souverän reagieren. 

Dafür sorgte zuletzt auch der Workshop am ELBCAMPUS, sagt Catherine Weller. Der habe einen wichtigen Motivationsschub gesetzt: „Unsere Ausbildungs-Mentorinnen und Mentoren meckern nicht über die Gen Z wie so viele andere, sondern haben richtig große Lust auf die neuen Azubis. Denn das sind schließlich die Handwerkerinnen und Handwerker der Zukunft.“ 

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