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Von Aufbrüchen und Anproben

Als Dozentin in der Meistervorbereitung im Maßschneiderhandwerk weiß Bettina Overbeck auch Theorieteile mit Erfolg zu vermitteln. Wir haben mit ihr über ihre Freude an der Wissensvermittlung und das Besondere an der Meisterausbildung am ELBCAMPUS gesprochen.

Bettina Overbeck
Bettina Overbeck, Dozentin in der Meistervorbereitung im Maßschneiderhandwerk am ELBCAMPUS

Bettina Overbeck ist bereits seit der ersten Meisterklasse Dozentin in der Meistervorbereitung im Maßschneiderhandwerk am ELBCAMPUS. Sie setzt sich dafür ein, dass gute Bedingungen für angehende Maßscheider*innen und Meister*innen in Hamburg geschaffen werden. Sie schätzt die Eigenverantwortung ihrer Tätigkeit und freut sich über die unterschiedlichen Persönlichkeiten in den Meisterkursen.

Wie war Ihr persönlicher Weg ins Maßschneiderhandwerk?

Ich habe ein Jahr vor dem Abitur einen Nähkurs besucht, der mir so gut gefiel, dass ich danach weitere Schneiderkurse absolvierte. Ich lernte viel über Entwerfen, Schnitt und Nähen und darüber entdeckte ich meine Leidenschaft für das Maßschneiderhandwerk. Die Kursleiterin war ein großes Vorbild für mich und weckte bei mir den Wunsch, später Gewandmeisterin zu werden.

Wie sind Sie in den Beruf gestartet?

Ich wollte unbedingt in einem Theater eine Lehre beginnen und meine Tante kannte Friedrich Schütter, den damaligen Intendanten des Ernst Deutsch Theaters. Sie fragte dort, ob ich im Haus eine Lehrstelle bekommen könnte. Obwohl es schon eine Kandidatin gab, wurde uns beiden ein Platz angeboten und wir machten dort eine Ausbildung zur Herrenmaßschneiderin.

Die dreijährige Ausbildung habe ich sehr erfolgreich als Landessiegerin abgeschlossen und danach mehrere Jahre als Gesellin in verschiedenen Unternehmen gearbeitet. Ich war auch viel im Kostümbereich tätig und der Wunsch, Gewandmeisterin zu werden, blieb bestehen. Als meine Kinder groß genug waren, habe ich mich entschlossen, die Vollzeitausbildung zur Gewandmeisterin zu beginnen und habe nach zwei Jahren mit Bestnote abgeschlossen.

2004 machte ich mich dann selbstständig. Dreizehn Jahre fertigte ich Show-Kostüme für Produktionen von AIDA-Cruises und bildete zwölf Jahre lang auch selbst Herrenmaßschneider*innen aus. Eine Umstrukturierung innerhalb des Kreuzfahrtunternehmens hatte dann zur Folge, dass ich meinen Hauptauftraggeber verlor.

Wie ging es dann für Sie weiter?

Ich erhielt ein dreimonatiges Coaching für Selbstständige von der Bundesagentur für Arbeit. Darin wurde meine Firma von A bis Z durchleuchtet und wir haben über Veränderungen und Ideen gesprochen. So bin ich im Herbst 2019 ins reine Privatkundengeschäft eingestiegen und betreibe seitdem ein Maßatelier für Privatkunden. Für mich ist es die höchste Lebensqualität selbstständig zu sein und gleichzeitig Luxus, einen eigenen Betrieb führen zu dürfen – in meinem Stil und nach meinen Qualitätsansprüchen.

Wie sind Sie Dozentin am ELBCAMPUS geworden?

Es gab in der Innung schon 2017 und 2018 erste Gespräche darüber, in Hamburg eine Meisterschule im Maßschneiderhandwerk aufzubauen. Ich war damals noch Lehrlingswartin in der Innung und es wurde nach Dozent*innen gesucht. Mich hat vor allem die hohe Eigenverantwortung, die für die Aufgaben erwartet wurde, neugierig gemacht. Ich bin bereits seit der ersten Stunde als Dozentin am ELBCAMPUS und wir sind vollständig in die Planung eingebunden. Wir als Dozent*innen sind tausendprozentig dabei, wir wollen in dieser Funktion unseren Berufsstand sichern und den Nachwuchs fördern – weil wir das, was wir tun, mit Leidenschaft ausüben.

 

Was gefällt Ihnen an der Dozententätigkeit?

Es ist toll, dass wir selbständig arbeiten können. Natürlich haben wir die äußeren Rahmenbedingungen, die eine Meistervorbereitung fachlich erfüllen muss. Aber wir haben die Chance, mitzugestalten. Wir können unseren Teilnehmer*innen alles geben, was sie brauchen. Durch die Eigenverantwortung sind wir auch aktuell und passen die Inhalte direkt an die Bedürfnisse des Marktes an. Wir müssen immer wieder selbst überprüfen, ob das, was wir vermitteln, auch gilt.
Zusätzlich ist eine Dozententätigkeit ein weiteres Standbein, es bietet Sicherheit in unsicheren Zeiten, wie dieser.

Welchen Vorteil bietet die Meisterausbildung für Schneider*innen?

Grundsätzlich ist eine Weiterqualifizierung für gelernte Schneider*innen extrem wichtig. Denn erst in der Meisterausbildung wird die Schnitttechnik umfassend vermittelt. In der Erstausbildung lernen die Lehrlinge praktisches Nähen, in der Berufsschule aber nur minimal Schnitttechnik. Wer als Maßschneider*in tätig sein will, erlernt in der Meisterausbildung Schnittkonstruktion und wie der Papierschnitt auf einem dreidimensionalen Körper umgesetzt wird.

Gibt es Inhalte, die schwer zu vermitteln sind?

Für mich waren zu Beginn vor allem die theoretischen Teile „Unfallschutz und Arbeitssicherheit“ und „Maschinenkunde“ eine große Herausforderung. Es gibt dazu eine kleine Klausur und jeweils zwei halbe Tage für die Vermittlung. Ich habe bei der zweiten Durchführung Gast-Dozenten eingeladen und dadurch geschafft, das Ganze ansprechend zu gestalten. Vor allem bei kleinen Theoriefächern muss man überlegen, wie man Wind in die Sache bekommt, sodass es nicht zu trocken ist. Die Expert*innen sind in ihrem Bereich Profis, das könnte ich nur eingeschränkt. Das ist das Schöne aus Dozentensicht: Man kann sich im Rahmen Gestaltungsspielräume schaffen, um die Inhalte bestmöglich zu vermitteln.

 

Was zeichnet die Meisterausbildung am ELBCAMPUS aus?

Das Besondere ist sicherlich, dass beide Schwerpunkte, Damen und Herren, jeweils eine Situationsaufgabe des anderen Schwerpunkts ausführen. Die Damenschneider*innen lernen auch ein Sakko anzufertigen und die Herrenschneider*innen fertigen eine Futtertaille und Drapierung an. Das lernen sie von den jeweiligen Expert*innen des Fachs und profitieren von diesem Mehrwert.

Eine ehemalige Teilnehmerin im Schwerpunkt Damenschneider schneidert beispielsweise in ihrem eigenen Atelier Brautkleider. Durch die breit aufgestellte Ausbildung am ELBCAMPUS und die Möglichkeit, sich auch Wissen aus dem anderen Schwerpunkt anzueignen, ist sie in der Lage, nun auch Anzüge für Herren anzufertigen.

 

Welche Erfahrungen haben sie aus den ersten beiden Meisterkursen mitgenommen?

Man muss lernen, sich auf unterschiedliche Teilnehmerpersönlichkeiten einzustellen. Gerade der erste Einsatz als Dozentin war aufregend und herausfordernd, denn Erwachsenenbildung ist ein anderer Schuh als meine Tätigkeit als Ausbilderin für Lehrlinge. Auch für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist es nicht ganz leicht, weil sie sich erst wieder in die Rolle der Lernenden hineinfinden müssen. Auf einmal sind sie Schüler*innen, obwohl sie bereits viele Jahre Berufserfahrung haben. Sie müssen verstehen: Neues Wissen kommt nicht, weil sie Geld für einen Meisterkurs bezahlt haben.

Es ist, und das gilt für jedes Gewerk, viel Eigenverantwortung notwendig, damit die Meistervorbereitung gelingen kann. Jeder und jede Teilnehmende hat individuelle Talente. Wenn wir diese hervorholen, haben wir sie bestmöglich betreut. Wir Dozentinnen und Dozenten reichen eine helfende Hand, die gleichzeitig die Prüfungen im Blick hält, damit alle gut vorbereitet sein können.

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