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Solarenergie in Hamburg: Gesetze, Chancen und steigender Bedarf an Solarteuren

Neue Photovoltaik-Gesetze prägen die Zukunft der Energiebranche. Julia Marschall, Expertin für Solartechnik, spricht über das Potenzial der Sonne, die aktuelle Gesetzeslage in der Energiebranche und den wachsenden Bedarf an Solarteuren.

Julia Marschall, technische Beraterin am EnergieBauZentrum am ELBCAMPUS

Die Sonne strahlt nicht nur Licht und Wärme auf unsere Erde, sondern bietet auch enorme Potenziale für die Energiegewinnung. Die Energie zu nutzen erfordert einiges an Expertise. Über diese Expertise verfügt Julia Marschall. Sie ist technische Beraterin am EnergieBauZentrum am ELBCAMPUS und verfügt über einen breiten Erfahrungshintergrund in Bezug auf Energieberatung und einen eindrucksvollen Werdegang von der Tischlerlehre über Meteorologie bis zur Fortbildung im Klimaschutz und Ressourcenmanagement. Wir haben mit ihr über die aktuelle Gesetzeslage zur Verpflichtung der Installation von Photovoltaik-Anlagen, die Prognose zum Bedarf der kommenden Jahre und die Chancen für Unternehmen gesprochen.

Das Potential der Sonne und die gesetzlichen Rahmenbedingungen

Seit dem 1. Januar 2023 ist in Hamburg ein Klimaschutzgesetz in Kraft, das die Installation von PV-Anlagen auf den Dächern von Neubauten vorschreibt. Diese Pflicht wird voraussichtlich ab dem 1. Januar 2024 auch auf Bestandsgebäude ausgedehnt, wenn das Dach grundlegend saniert wird. Die Novellierung des Gesetzes, die derzeit in der Bürgerschaft verhandelt wird, enthält auch die Forderung nach einer Mindestgröße von 30 % der Netto-Dachfläche für PV-Anlagen auf Bestandsgebäuden. Zusätzlich ist geplant, die Installation von PV-Anlagen auf neu gebauten Parkplätzen mit mindestens 35 Stellplätzen obligatorisch zu machen.

Alle Gesetze dienen dazu, das Potential der Photovoltaik optimal zu nutzen. Eine Potentialstudie des Clusters für Erneuerbare Energien ergab ein Leistungspotential von 9,4 Gigawatt für PV-Anlagen in Hamburg, was zu fast sieben Terrawattstunden Stromerzeugung pro Jahr führt. Das entspricht etwa zwei Dritteln des gesamten Stromverbrauchs der Stadt. Um das Potential voll auszuschöpfen, braucht es Fachkräfte für Solartechnik, die die Anlagen planen, installieren und warten können. Doch der Mangel an geeigneten Fachkräften ist schon jetzt spürbar und wird in Zukunft noch weiter steigen.

Die Realität der autarken Energieversorgung in Deutschland: Chancen und Herausforderungen

Aus der Beratungspraxis weiß Julia Marschall, dass Unternehmen sich oft die Frage stellen, ob sie eine autarke Eigenversorgung durch Photovoltaik realisieren könnten. Tatsächlich ist eine bilanzielle Autarkie, bei der über ein Jahr hinweg in Summe so viel Energie erzeugt wird, wie verbraucht wird, möglich. Dennoch muss im Winter zusätzlich Strom aus dem Netz bezogen werden, was die Autarkie in ihrer wahren Definition einschränkt.
Die Autarkie hängt außerdem stark von der Art des Unternehmens ab. Ein Logistikunternehmen kann aufgrund seiner Betriebsabläufe und Energiespeichermöglichkeiten leichter eine höhere Autarkie erreichen als ein energieintensives Unternehmen. Die Investition in Energiespeicher kann die Autarkie zwar erhöhen, aber es dauert länger, bis sich diese Investition amortisiert.

Auch wenn keine vollständige Autarkie erzielt werden kann, lohnen sich PV-Anlagen in der Regel. Es besteht die Möglichkeit, überschüssigen Strom z.B. im Sommer ins Netz einzuspeisen und eine Einspeisevergütung zu erhalten. Beim Bau einer Volleinspeiseanlage, die allen erzeugten allen erzeugten Strom ins Netz einspeist, ist der Vergütungssatz höher. Die Vergütung variiert zudem je nach Anlagengröße, kann aber einen finanziellen Anreiz bieten.

Die Relevanz des Themas zeigt sich in den zahlreichen Erstberatungen, die Julia Marschall und ihre Kolleginnen und Kollegen vom EnergieBauZentrum im Jahr durchführen. Sie bewerten Standorte, ermitteln die geeignete Größe und Leistung für Solaranlagen und besprechen verschiedene Optionen für die Nutzung des erzeugten Stroms. Ein zentraler Punkt in den Beratungen ist auch immer die Frage nach geeigneten Fachkräften.

Dem Bedarf gerecht werden: Wer kann Solarteur werden?

Schon jetzt zeichnet sich am Markt ein Mangel an Experten ab. Mit den neuen Gesetzen wird die Nachfrage voraussichtlich nochmal stark ansteigen. Qualifizierte Fachleute fehlen vor allem für Installation und Montage der Anlagen.

Berufsgruppen wie Dachdecker und Elektriker können die Weiterbildung „Fachkraft für Solartechnik (HWK)“ absolvieren. Relevant ist diese Zusatzqualifikation auch für Branchen wie Heizungs-, Sanitär- und Klimatechnik (Gas- und Wasserinstallateur, Zentralheizungs- und Lüftungsbauer). Es sind aber auch andere Gewerke zur Prüfung zugelassen, an die man bei dem Stichwort Solartechnik nicht sofort denkt. So können sich auch Glaser, Metallbauer, Kälteanlagenbauer, Ofen- und Luftheizungsbauer, Schornsteinfeger, Klempner und Tischler zur „Fachkraft für Solartechnik (HWK)“ weiterbilden. Es bietet sich also für viele Betriebe die Möglichkeit, in Zukunft in diesem Bereich tätig zu werden und den wachsenden Bedarf an Fachkräften zu decken.

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