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Schlagfertigkeit lernen: Fragen als Allzweckwaffe

Schlagfertigkeit lässt sich lernen: Ein ELBCAMPUS-Seminar vermittelt Techniken für den Berufsalltag

Portrait Trainerin Jana Winterling
Schlagfertigkeits-Trainerin Jana Winterling

Breitbeinig stellt sich Alexander Schäfer* gegenüber einem jüngeren Kollegen auf, beide belauern sich wie bei einem Duell. Alexander Schäfer steckt eine Hand lässig in die Hosentasche, in der anderen hält er ein Blatt Papier. Darauf: Lauter provozierende Aussagen. Er sucht sich eine aus, dann schaut er seinem Gegenüber spöttisch in die Augen und sagt: „Was haben sie denn für eine altmodische Frisur?“ – „Typisch Mann!“, entgegnet der Jüngere – und Alexander Schäfer muss lachen, entwaffnet.

Dabei gehört die schlagfertige Reaktion gar nicht zu den Antworten, die bei diesem Rollenspiel auf dem Übungszettel stehen.

Den Antwortreflex umdrehen

Dort sind nämlich nur „Goldene Gegenfragen“ aufgelistet. Warum, das erklärt die Kommunikationstrainerin Jana Winterling, die das Seminar „Schlagfertigkeit“ am ELBCAMPUS leitet: „Wenn ich nicht in der fragenden Haltung bleibe, bin ich meistens direkt auf dem Weg in den Konflikt und in die Eskalation.“ Die Gegenfrage wirke dagegen wie eine geschickte Drehung beim Judo, mit der man sich aus der Umklammerung des Gegners lösen kann. „Indem ich eine Frage zurückgebe, drehe ich den Antwortreflex um. Damit sind 98 Prozent der Situationen schon aufgelöst.“

Jana Winterling, 37 Jahre, blauer Hosenanzug, arbeitet seit neun Jahren als Personaltrainerin und hat sich früh auf Kommunikation konzentriert. „Viele denken, bei Schlagfertigkeit geht es um Mut und Geschwindigkeit“, sagt die Kommunikationstrainerin. „Dabei geht es vor allem um Techniken, die man üben und sofort anwenden kann.“

13 Teilnehmer, vom Azubi bis zur Ärztin, wollen dies bei einem Tagesseminar am ELBCAMPUS von ihr lernen. „Ich bewundere Kollegen, die nie um eine Antwort verlegen sind“, beschreibt Alexander Schäfer, 48, Vertriebsmitarbeiter, seine Motivation. „Ein bisschen mehr Schlagfertigkeit wäre mir in meinem Job schon nützlich.“

Training mit hohem Spaßfaktor

Im Seminar nehmen Rollenspiele mit Beispielen aus dem Berufsalltag einen wichtigen Platz ein. Immer wieder brechen die Teilnehmer in Gelächter aus. „Der Spaßfaktor im Training ist hoch und das ist gut, denn dann lernt es sich am besten“, sagt Jana Winterling. Zu Beginn ihres Seminars vermittelt sie auch Grundlagen der Kommunikationspsychologie: Auf welcher Ebene landen bestimmte Aussagen? Wovon hängt es ab, wie wir reagieren und wie spiegeln wir das mit unserer Körpersprache?

Niemals nicht reagieren

„In manchen Unternehmen herrscht ein rauer Umgangston“, weiß die Seminarleiterin. „Selbst in ihrem Beruf gestandene Menschen erleben Situationen, in denen sie sich herabgesetzt oder gedemütigt fühlen.“ So wie Jana Haberkorn*. In ihrem Arbeitsalltag ist sie ähnlichen Angriffen ausgesetzt wie jetzt im Rollenspiel: „Na, das übersteigt mal wieder Ihre Auffassungsgabe!“ – „Da würde man doch am liebsten unter dem Schreibtisch verschwinden“, sagt die 33-Jährige. „Gerade nicht“, entgegnet die Trainerin. Sie erinnert an die zwei wichtigsten Regeln, die auf dem Flipchart stehen. Erstens: Niemals nicht reagieren. Zweitens: Niemals rechtfertigen.

„Verschaff‘ dir Luft mit einer Gegenfrage“, fordert die Trainerin Jana Haberkorn stattdessen auf. Die Seminarteilnehmerin probiert es: „Und welche Reaktion erwarten Sie jetzt von mir?“ Dann stellt sie überrascht fest: „Das fühlt sich auf jeden Fall besser an, als die Bemerkung zu ignorieren!“

Killerphrasen enttarnen und Schlagfertigkeit lernen

Für Jana Winterling ist wichtig, dass Schlagfertigkeit nicht missverstanden wird als eine Charaktereigenschaft, die nur besonders gewiefte Menschen haben. Für den Anfang reiche auch eine auswendig gelernte Standardantwort, mit wachsender Übung könne man dann variieren.

So üben die Teilnehmer an diesem Nachmittag noch, wie sie den Spieß umdrehen, indem sie Unverschämtheiten neu formulieren. Und sie lernen Killerphrasen zu enttarnen, mit denen jegliche Diskussion abgetötet werden soll („Dafür haben wir kein Geld.“). Am Ende gibt es Übungsmaterial für zuhause. „Nach dem Seminar sollen die Teilnehmer wissen, welche Technik zu ihnen passt“, erklärt Jana Winterling. „Mit der Schlagfertigkeit ist es aber wie mit allem, worin man fit werden will: man muss dranbleiben und weiter trainieren.“ Alexander Schäfer will die Schlagfertigkeitstechniken auf jeden Fall ausprobieren. „Ich habe hier einige Ideen mitbekommen, die in meinem Arbeitsalltag funktionieren.“ Und auch Jana Haberkorn zeigt sich entschlossen: „Ich werde ganz sicher nicht mehr nicht reagieren!“

* Name von der Redaktion geändert

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