Es gibt Schweißnähte, die wären bei Thomas Jürß nicht durchgegangen. Egal, wo er ist, immer begutachtet er die Fügestellen: an Fahrgeschäften auf Jahrmärkten oder auf Ausflugsdampfern, in Supermärkten und in Bussen. „Natürlich ist das eine Berufskrankheit“, sagt Thomas Jürß lachend. Der 63-Jährige ist seit 1992 Schweißwerkmeister und Schweißlehrer bei der Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt Nord gGmbH (SLV Nord). Als solcher ist er für die Aus- und Weiterbildung von Schweißern und Schweißfachleuten zuständig. Wer durch seine Schule gegangen ist, sollte die verschiedenen Fügetechniken beherrschen.
Schweißen ist ein Handwerk, das kaum eine Mogelei verzeiht. Schließlich kann an einer Schweißnaht eine ganze Brückenkonstruktion hängen. Eine Vielzahl an Normen und Richtlinien regelt, wie welche Fügetechnik ausgeführt sein muss. Am Ende jedoch steht ein Mensch wie Thomas Jürß, der mit Augenmaß und Fachkenntnis vermittelt und prüft, was der Schweißer da zusammengefügt hat.
Eine Grauzone gibt es nicht. Alle zwei bis drei Jahre müssen die Schweißerprüfungsbescheinigungen erneuert werden – übrigens auch die der insgesamt sechs Schweißwerkmeister der SLV Nord. Tausende Schweißer haben so in den vergangenen 34 Jahren bei Jürß gelernt oder ihre Bescheinigungen erneuert.
Die Bedingungen für sie sind am ELBCAMPUS optimal. Die technische Ausstattung ist einmalig in Norddeutschland: 72 Lichtbogen- und Gasschweißplätze und mehr als 30 Ausbildungsplätze in der Kunststofftechnik, dazu modernste Schweiß- und Prüftechnik auf mehr als 3.200 Quadratmetern Fläche. Die Aus- und Weiterbildung in allen gängigen Metall- und Kunststoffschweißprozessen sowie theoretische Weiterbildungen bis hin zur Aufstiegsqualifikation zur Schweißaufsichtsperson sind so auf höchstem Niveau möglich.
Thomas Jürß hat dieses umfassende Angebot der SLV Nord mit aufgebaut. Als Schweißwerkmeister war er auch schon bei der Vorgängerin, der Schweißtechnischen Lehranstalt innerhalb der Gewerbeförderungsakademie der Handwerkskammer Hamburg, beschäftigt und hat sowohl die Gründung vor 25 Jahren als auch den Umzug nach Harburg vor neun Jahren mitgemacht. Dabei hatte der im schleswig-holsteinischen Bad Oldesloe lebende Jürß zunächst keinerlei Bezug zum Schweißen, sondern ist gelernter Gas-Wasser-Installateur.
Nach acht Jahren als Zeitsoldat kam er über die Berufsförderung der Bundeswehr zum Schweißen. „Ich bin da so reingewachsen“, sagt er völlig unprätentiös. Doch inzwischen ist es mit Thomas Jürß und dem Schweißen ein wenig wie in einer langen Ehe: Man schätzt sich und weiß, was man aneinander hat. „Ich vermittle gern mein Wissen und die Fertigkeiten an die Schweißfachleute in unseren Kursen“, sagt der Lehrmeister.
Neben Jürß und seinen fünf Schweißwerkmeister-Kollegen gibt es 25 weitere Kolleginnen und Kollegen an der SLV, darunter Schweißfachingenieure, die qualitätssichernde betriebliche Anerkennungen und Bauüberwachungen vornehmen, sowie Ingenieure und Techniker des unabhängigen akkreditierten Prüflabors. Die Spezialisten dort untersuchen Schweißnähte auf ihre Haltbarkeit, etwa an Brücken und Bahnhofshallen-Konstruktionen. „Wir haben einen guten Ruf in Hamburg“, sagt Thomas Jürß – und dabei klingt er nun sehr stolz auf diese Jubilarin, die erwachsen geworden ist.
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