Er hat sich einen Datenchip implantieren lassen, bezahlt Pizza mit Bitcoin und erforscht heute die Welt von morgen. Kai Gondlach ist Zukunftsversteher und Speaker, unter anderem auf der „Management Xchange“ im Oktober in Hamburg. Seine Themen reichen vom sozialen Leben über Mobilität bis hin zum Sport. Im Interview erklärt er, warum bald alle Datenchips tragen und wie Künstliche Intelligenz Führungskräfte unterstützen kann.
DUB UNTERNEHMER-Magazin: Sie haben einen Chip in der linken Hand. Warum?
Kai Gondlach: Mit dem Chip kann man darauf programmierte Türen öffnen, an gängigen Kassenterminals kontaktlos bezahlen und wichtige Informationen über den Träger speichern. Noch sind die Chips relativ funktionsarm, in wenigen Jahren werden sie aber entsprechend der Miniaturisierung von Computern leistungsstark sein. Einige werden den ganzen Tag durch Blutbahnen zirkulieren und überlebenswichtige Analysen zu Blutwerten oder Entzündungen sammeln.
Sie bezeichnen KI als vierte industrielle Revolution und raten Unternehmern, darauf vorbereitet zu sein. Aber wie?
Gondlach: Verabschieden Sie sich von gelernten Führungsmustern, Hierarchien und Strukturen. Studien zeigen, dass etwa eine agile Unternehmensorganisation zu höherer Innovativität führt. Zudem gilt: Bitte nicht schlecht vorbereitet auf jeden Trendzug wie New Work, Blockchain oder Künstliche Intelligenz aufspringen. Das führt oft zu Widerständen und Unzufriedenheit. Clever eingesetzt, ergeben Elemente der Trends jedoch in jedem Unternehmen Sinn. Offenheit für Veränderungen – das ist das A und O. In deutschen Unternehmen vermisse ich das.
Auf der „Management Xchange“ beleuchten Sie, ob KI bessere Führungsentscheidungen treffen könnte als der Mensch. Wie weit ist die Entwicklung bereits?
Gondlach: In Teilen tut sie das schon. Programme entscheiden bereits darüber, wer zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird. Die Software Precire etwa analysiert anhand der Stimmen von Bewerbern beim Telefonat, welche Charaktermerkmale sie haben. So kann effizient und differenziert eine erste Auswahl erfolgen, für die sonst teure Assessment-Center nötig wären. Auch an der Börse werden viele strategische Entscheidungen von Algorithmen getroffen. Intelligent sind sie aber nicht; es fehlt an Bewusstsein und einer eigenen Ethik. Doch was sie können: große Datenmengen verarbeiten. In Gesprächen mit Michihito Matsuda, der im letzten Jahr in Japan mit einer KI zu einer Bürgermeisterwahl antrat und den dritten Platz belegte, habe ich viel gelernt. Spätestens 2050 wird weltweit keine einzige politische Entscheidung mehr von Menschen getroffen. Denn die wirklich wichtigen Herausforderungen überfordern die Verarbeitungskapazität unserer Gehirne und die politischen Gremien. 2050 ist nicht mehr lange hin. Deshalb rate ich Unternehmen, jetzt die möglichen Stellschrauben zu analysieren.
Verfasser: DUB UNTERNEHMER-Magazin