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Campus Blog

Ich lehre und lerne einfach gerne!

Er weiß, was Fliesenleger in der Meisterprüfung erwartet: Ausbilder Erik Gerdel leitet für den ELBCAMPUS die Vorbereitung am Ausbildungszentrum-Bau (AZB). Auch er selbst macht den nächsten Karriereschritt und bildet sich zum geprüften Betriebswirt weiter.

Handwerker in traditioneller Zunftkleidung mit weißem Hemd steht auf einem Industriegelände mit Baumaterialien im Hintergrund.
Herr Gerdel, Fliesenleger*innen, die am ELBCAMPUS die Meisterschule absolvieren, lernen Sie erst am Ende ihres Kurses kennen: Sie leiten den Praxisblock, der kurz vor der Prüfung stattfindet. Dafür kommen die Teilnehmenden drei Wochen lang eigens zu Ihnen ans AZB in Steilshoop. Warum? 

Erik Gerdel: Weil wir ihnen hier eine besonders umfangreiche Ausstattung bieten können: Einerseits verfügen wir über sämtliche Maschinen, die Fliesenleger brauchen, also auch über teure Modelle oder Geräte von bestimmten Herstellern. Andererseits bieten wir den angehenden Meistern aber auch eine sehr große Auswahl an Fliesen – nicht nur die Standardgrößen, sondern auch Großformate, außerdem eine Vielfalt an Farben und Materialien. Das liegt daran, dass wir ein sehr gutes Netzwerk zu Herstellern und Händlern aufgebaut haben, die uns Fliesen spenden. Manche der Fliesen haben winzige Macken, weshalb sie nicht in den Verkauf gehen können. Für unsere Arbeit in der Meisterschule spielen diese kleinen Fehler aber überhaupt keine Rolle.

Was lernen die Teilnehmenden im Praxisblock konkret?

Ich bereite sie vor allem intensiv auf die Arbeit an ihrem Prüfungsstück vor. Dafür zeige ich ihnen zum Beispiel, wie sie bestimmte Arbeitsschritte besser oder schneller erledigen. Oder wie sie reagieren können, wenn etwas schiefgegangen ist. Aber natürlich sprechen wir auch über die Fragen, die ihnen womöglich im Theorieteil der Meisterprüfung gestellt werden. Weil ich selbst in der Prüfungskommission sitze, weiß ich recht genau, auf was sie sich vorbereiten müssen.

Für die Teilnehmenden also ein Vorteil.

In gewisser Weise schon: Ich bilde die angehenden Meister aus und sitze dann auch in der Prüfung. Wobei ich mich am Prüfungstag bei der Bewertung selbstverständlich bei jenen Kandidaten stark zurückhalte, die ich selbst begleitet habe – alles andere wäre den anderen Prüflingen gegenüber ungerecht. 

Warum haben Sie sich dazu entschieden, Mitglied in der Prüfungskommission zu werden?

Das Ehrenamt macht mir einfach Spaß, genauso wie die Meistervorbereitung! Ich habe selbst lange als Fliesenleger gearbeitet, hatte mit meinem Betrieb auch schöne Erfolge.

Sie hatten viele prominente Kunden!

Ja, das stimmt. Ich habe für den HSV gearbeitet, für die Elbphilharmonie und für viele Hotels. Und hatte außerdem das Glück, auch für Privatleute oft sehr kreativ arbeiten zu können. Aber in all der Zeit hatte ich nie einen Azubi. Nach 20 Jahren kam für mich deshalb der Punkt, an dem ich mich stärker für den Nachwuchs engagieren wollte. Ich will anderen gerne zur Seite stehen mit meinem Wissen und meiner Erfahrung. Heute betreue ich hier am AZB daher die Fliesenleger-Azubis – und eben auch die angehenden Meister. 

Erinnern Sie sich an Ihre eigene Meisterprüfung?

Oh ja. Die lief gut und hinterher war ich jüngster Fliesenlegermeister in ganz Deutschland, mit gerade einmal 23 Jahren. Ein Stück weit hatte ich damals aber einfach Glück: Mir lag die Prüfungsaufgabe – ich musste einen Kosmetiktisch fliesen. Das fiel mir leicht. Hätte ich aber zum Beispiel einen Brunnen setzen müssen, wäre ich vielleicht gescheitert. Ich war damals noch nicht sehr geübt darin, die Tortenstücke zuzuschneiden, die wir für Kreisflächen nutzen. Heute weiß ich: Ich hatte noch zu wenig Berufserfahrung – erst anderthalb Jahre. Und mein Eindruck ist, dass sich auch heute einige Teilnehmer zu früh zur Meisterschule anmelden. Für meinen Geschmack dürfen es ruhig drei Jahre Berufserfahrung sein. 

Viele Unternehmen schimpfen ohnehin über die neue Generation: zu faul, zu anspruchsvoll. Haben Sie einen besseren Draht zum Nachwuchs?

Das hoffe ich zumindest, weil ich diese Generation sehr gerne mag. Die jungen Leute sind heute in vielen Fragen klüger als wir in ihrem Alter. Klar fahren die auch mal nach dem Minimalprinzip und engagiert sich nur genau da, wo es in ihren Augen nötig ist. Aber sie haben ja nun auch einmal viel mehr Auswahl an Ausbildungsplätzen und Jobs als wir es hatten. Und wer ihnen auf Augenhöhe und mit Respekt begegnet, kann sie schnell begeistern. So erlebe ich unsere Teilnehmer zumindest.

Mittlerweile bilden Sie aber nicht nur aus, sondern bilden sich auch selbst weiter: Am ELBCAMPUS belegen Sie den Kurs für den geprüften Betriebswirt. Warum?

Ich möchte meine berufliche Vita vervollständigen – und da gehört in meinen Augen der Betriebswirt als höchster Abschluss im Handwerk dazu. Außerdem kann mir der Abschluss neue Möglichkeiten eröffnen: Vielleicht in der Ausbildung der geprüften Poliere und Werkpoliere hier am AZB oder als Dozent für betriebswirtschaftliche Themen am ELBCAMPUS.

Ist es nicht eine große Umstellung, nach so vielen Jahren als Ausbilder wieder in die Rolle des Schülers zu schlüpfen?

Anfangs schon. Aber ich spüre einfach noch immer diesen Wissensdurst in mir: Ich lehre nicht nur gerne, sondern mir macht auch das Lernen Spaß – auch mit 42 Jahren noch. Wer dagegen stehen bleibt und denkt, er weiß schon alles: Das tut keinem Menschen gut!


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