Zugegeben: Dafür, dass vilisto den Plan hat, deutschen Büros eine völlig neue Art des Heizens beizubringen, arbeiten bei dem Hamburger Unternehmen vergleichsweise wenig Heizungsexpertinnen und -experten, zumindest solche aus dem Handwerk. „Ich selbst zum Beispiel habe nur einen einzigen Anlagenmechaniker in meinem Team“, sagt Lars Sarstedt, Projektleiter bei vilisto. Stattdessen beschäftigt das Unternehmen zahlreiche Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen im technischen Vertrieb und im Service der Firma: Software-Expertinnen etwa oder Energieingenieure. Akademisch ausgebildetes Personal also, mit einer Leidenschaft für die Energiewende – schließlich bietet vilisto Thermostate an, die den CO2-Ausstoß beim Heizen um bis zu 32 Prozent senken können.
Die Nachhaltigkeits-Expertinnen und -Experten wissen bestens Bescheid über die Effizienz und Fördermöglichkeit von Heizungen. Was für ihren Vertriebs- und Service-Alltag jedoch stetig aufgefrischt und vermittelt werden muss, ist das Wissen über die eher handwerklich-technischen Aspekte der Anlagen: Welche verschiedenen Heizungsmodelle Hersteller zum Beispiel im Programm haben und wie diese eingestellt werden können. „Solche Fragen sollen unsere Mitarbeitenden natürlich selbstbewusst beantworten können, wenn sie sich mit Hausmeistern oder Energiemanagerinnen unterhalten, die sich für unser System interessieren“, erklärt Lars Sarstedt.
Verständnis vertiefen – Expertise stärken
vilisto hat seine Vertriebs- und Serviceteams deshalb am ELBCAMPUS schulen lassen: In speziell auf die Bedürfnisse des Start-ups zugeschnittenen Seminaren lernten sie verschiedene Heizungsmodelle kennen, erfuhren, wie sich Heizungskurven einstellen lassen, und auch, welche Gründe dazu führen können, dass ein Heizkörper plötzlich kalt bleibt – was meist nicht am ausgetauschten Thermostat liegt. „Aber genau das ist für unsere Mitarbeitenden auch wichtig: Zu wissen, für welche Probleme sie zuständig sind, für welche aber auch nicht“, sagt Lars Sarstedt. Er möchte mit dem Quereinsteiger-Training am ELBCAMPUS „Augenhöhe“ herstellen zwischen seinen Mitarbeitenden und den Kunden.
Meist stammen die aus Unternehmen, Behörden oder Schulen – in Wohnungen kommen die Thermostate von vilisto nicht zum Einsatz. Die Regler spielen ihre Stärke vor allem in Räumen aus, die regelmäßig über viele Stunden oder auch Tage leer stehen: Anders als Zuhause drehen Angestellte abends nur selten den Heizkörper in ihrem Betrieb ab.
Bei den selbstlernenden Reglern von vilisto erfassen deshalb Sensoren, wann Räume üblicherweise genutzt werden und beheizen diese dann automatisiert nach Bedarf. Dabei berücksichtigt das System auch aktuelle Wetterdaten: Bei kalter Witterung heizt es dann zum Beispiel Klassenräume rechtzeitig vor Schulbeginn vor. Werden sie dagegen über Tage nicht genutzt, etwa in den Ferien, senkt es die Temperatur darin ab – auch in Räumen, in denen vergessen wurde, die Heizung auszudrehen. Bundesweit haben Rathäuser und Schulen, Büros und Bankfilialen so bereits bis zu einem Drittel ihrer Heizkosten einsparen können – und auch ihre CO2-Emissionen entsprechend gesenkt.
Auch den Notfall proben
Der Einbau der innovativen Thermostate kann also viel bewirken. Die Mitarbeitenden von Lars Sarstedt begleiten Kunden bei diesem Schritt – dank der Schulung für Unternehmen am ELBCAMPUS nun mit vertieftem Know-how. Die Weiterbildung für den technischen Vertrieb und Service sei auch deshalb wichtig gewesen, weil seine Kolleginnen und Kollegen bisweilen auf Ansprechpersonen treffen, die die Heizungsanlage eines Gebäudes selbst nicht im Detail kennen, erklärt der Projektleiter – etwa weil sie von einem externen Dienstleister stammen. Auch vor einem besonderen Schockmoment will er seine Teams schützen: Sehr selten kann es passieren, dass beim Austausch der Thermostate versehentlich das Ventil aufgeschraubt wird. „Dann läuft plötzlich sehr viel Wasser aus – ein Schreck für jeden, der das noch nie erlebt hat“, weiß Lars Sarstedt.
In der Heizungswerkstatt am ELBCAMPUS probten die Teilnehmenden deshalb auch diesen Notfall – und lernten, wie sie die Flut schnell stoppen. Sollte ein solches Szenario nun bei einem Kunden auftreten, seien seine Mitarbeitenden darauf vorbereitet – und könnten souverän reagieren, sagt Lars Sarstedt. Ohnehin stelle er seit dem Seminar eine viel größere Gelassenheit in seinem Team fest, auch in Telefongesprächen: „Fragen zu unseren Thermostaten konnten die Kolleginnen und Kollegen schon immer sehr detailreich beantworten, nun können sie Interessierte aber viel umfangreicher beraten – das hilft uns und unseren Kunden.“