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Bild von Elise Jensen im Foyer des ELBCAMPUS

„Die Ausbildung soll Spaß machen – beiden Seiten“

  • 15.07.2025

Vom Salon zum ELBCAMPUS: Friseurmeisterin Elise Jensen liebt das Handwerk. Gerade deswegen hat sie die Seiten gewechselt. Im AdA-Kurs bildet sie Ausbilder*innen aus und schult im souveränen Umgang mit dem Nachwuchs.

Frau Jensen, in Ihr Berufsleben starteten Sie als Friseurin, heute leiten Sie am ELBCAMPUS die Kurse für Ausbilder. Erinnern Sie sich noch an Ihre eigene Zeit als Azubi?

Oh ja, die war hart. Ich war 24 und bin für meine Ausbildung von Hamburg nach Berlin gezogen. Dort wurde mir schon früh gesagt: „Zieh’ Dich warm an, hier weht der Wind von vorne!“ Und so war es dann auch: In meinem ersten Ausbildungsbetrieb war ich vor allem fürs Putzen und Haare waschen zuständig, das Handwerk musste ich mir eher privat in meiner Freizeit beibringen. Nach anderthalb Jahren habe ich schließlich, zum Glück, den Salon gewechselt, weil absehbar war, dass ich für die Zwischenprüfung viel zu schlecht vorbereitet war. Ich war frustriert! Ähnliches höre ich in meinen Kursen für Ausbilder immer wieder: Viele Teilnehmende haben keine guten Erinnerungen an ihre eigene Ausbildung.


Ist das der Grund, weshalb Sie sich in diesem Bereich engagieren?

Ja, denn wir müssen diesen Kreislauf durchbrechen: Viele angehende Meister*innen sind fachlich top, aber persönlich oder pädagogisch oft nicht ausreichend ausgebildet worden, sollen jetzt aber die nächste Generation für ihr Handwerk begeistern. Ihnen fehlen oft positive Vorbilder im Umgang mit Menschen – und so wiederholen sie unbewusst alte Muster, die junge Leute eher abschrecken als motivieren.

Bild von Elise Jensen

Elise Jensen, Dozentin für den AdA-Kurs (Ausbildung der Ausbilder) am ELBCAMPUS.

Warum hat es Sie selbst ins Friseurhandwerk gezogen?

Ehrlich gesagt habe ich mich nicht besonders für Haare interessiert! Das Klischee würde jetzt ja lauten: Schon als Kind habe ich gerne meine Puppen frisiert – war aber nicht so. Meinen Barbies hat stattdessen mein Bruder die Haare geschnitten. Ich stamme außerdem aus einer Akademikerfamilie: Meine Großeltern waren Mediziner, meine Eltern und Brüder haben studiert. Da lag der Weg ins Handwerk nicht unbedingt nah, auch wenn mein Vater seine Promotion abgebrochen hat, um Metallbauer bei einer Werft zu werden. Sein Werdegang hat mich schon sehr beeindruckt und beeinflusst. Was mich aber vor allem angetrieben hat: Mein Wunsch nach Freiheit. Ich bin schon immer gerne unabhängig gewesen. Deshalb habe ich mich entschieden, Friseurin zu werden.

Was ist denn die besondere Freiheit von Friseurinnen?

Wir finden überall auf der Welt einen Job und brauchen keine großen Maschinen oder spezielle Werkhallen. Ich kann alleine oder im Team arbeiten – ganz wie ich will! Und ich mag am Friseurhandwerk auch die vielen Erfolgserlebnisse. Jede Stunde wird abgeliefert: Wenn ich am Tag acht bis zehn Leuten die Haare geschnitten habe und sie dann zufrieden meine Arbeit abgenickt haben - das hat mich glücklich gemacht.
So eine regelmäßige Bestätigung hat man in vielen anderen Berufen nicht. Diese Erfahrung hat bei mir aber auch noch ein anderes Interesse geweckt: Ich liebe es, Menschen dabei zu begleiten, echte Klarheit und Erfüllung im Job zu finden und helfe Teams dabei, mit Freude und Erfolg zusammenzuarbeiten – unabhängig von Alter, Geschlecht oder Hierarchie. Deshalb habe ich 2022, nach 20 Jahren im Handwerk, davon 12 Jahre selbständig, meinen Salon in Hamburg-Wilhelmsburg geschlossen und arbeite seitdem als Dozentin und Coach für Handwerkerinnen und Handwerker sowie für Wirtschaftsakteure aller Branchen.


In dieser Funktion leiten Sie am ELBCAMPUS die AdA-Kurse, also die Ausbildung zum Ausbilder. Was sind die wichtigsten Inhalte?

Das Programm ist umfangreich: Wir durchlaufen einmal den gesamten Ablauf einer Entscheidung für eine Ausbildung. Wir klären zunächst rechtliche Fragen, überlegen, über welche Kanäle heute Betriebe am besten Azubis finden, planen den inhaltlichen und organisatorischen Ablauf einer modernen Ausbildung bis hin zur Abschlussprüfung.
Dazu kommen aber weitere Fragen: Wie unterstütze ich zum Beispiel Azubis mit besonderen Talenten oder mit erhöhtem Förderbedarf, etwa weil noch Sprachkenntnisse fehlen? Wir experimentieren: Wie lassen sich auch digitale Tools und Methoden sinnvoll in eine Ausbildung im Handwerk integrieren? Wie helfe ich über Durststrecken in der Ausbildung? Oder wenn Konflikte auftreten? Einen großen Teil nimmt auch die Reflexion über das eigene Rollenverständnis ein: Wie möchte ich als Ausbilderin und Ausbilder sein? Ausbilder stehen vor vielfältigen Aufgaben: Wie kann ich klar und zugleich empathisch sein? Aber verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Ein respektvoller Umgang heißt nicht automatisch Kuschelkurs!


Sondern? 

Auch ein rauer Ton kann mal völlig in Ordnung sein, zum Beispiel auf der Baustelle, wo knappe, präzise Ansagen einfach sinnvoll sein können. Es kommt eher auf die innere Einstellung der Ausbilder*innen an: Sie sollten sich immer wieder klarmachen, dass sie Vorbilder sind. Sie spielen im Leben junger Menschen eine wichtige Rolle.
Wie wollen sie also wirken: Wie ein Vorgesetzter, der seine Emotionen nicht im Griff hat und deshalb cholerisch den Schlüssel durch die Werkstatt wirft? Oder wie ein souveräner Chef – klar aber fair? Der dem Nachwuchs Werte vermittelt und von ihm exzellente Arbeit erwartet, aber auch die Wege aufweist, wie sie zu leisten ist? Letzteres ist doch viel überzeugender und steigert auch die Zufriedenheit der Ausbilder*innen. Denn letztendlich soll eine Ausbildung doch Spaß machen – beiden Seiten!

Porträtbild von Elise Jensen

Haben Sie Tipps, wie das auch Meistern gelingt, die zum ersten Mal ausbilden?

Ich empfehle, sich schon früh ein nachhaltiges System aufzubauen, das dafür sorgt, dass Ausbilder das reine Faktenwissen nicht jedes Mal neu vermitteln müssen. Sie können ihre Auszubildenden zum Beispiel eine digitale FAQ-Liste erstellen lassen, also Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die Ausbildung – vom Urlaubsantrag über wichtige Telefonnummern bis hin zu Vorschlägen für die zeitliche Planung von Lernphasen. Und: Ich rate jedem Ausbilder, sich auch Unterstützung für sich selbst zu suchen. Das kann Coaching oder eine Supervision sein – oft hilft es aber auch, sich in Netzwerken mit anderen Ausbilder*innen auszutauschen.

Das erlebe ich auch immer wieder im AdA-Kurs am ELBCAMPUS: Die Teilnehmenden dort haben so viele Aha-Momente! Weil sie ähnliche Situationen in ihrer eigenen Ausbildungszeit erfahren haben und reflektieren, Erfahrungen mit heutigen Azubis teilen, aber auch von den anderen im Kurs Feedback zu ihrem eigenen Auftreten erhalten. Denn wir führen auch vielfältige Gruppenarbeiten und Praxisübungen durch. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer entdecken so natürlich auch ihre eigenen Stärken als Ausbilder – und lernen, wie sie damit Azubis gewinnen können, für sich und das Handwerk.

Nähere Informationen zum Kurs finden Sie auf der Kursdetailseite „AdA – Ausbildung der Ausbilder“.

Mehr Informationen zu unserer Dozentin finden Sie auf der Website von Elise Jensen.




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